Dialektik und Skepsis
CF, Blunk, 24./29. März 2013
Einige Stimmen –
unter anderem die eines buddhistischen Häretikers - mahnten mich zur
Einfachheit und Verständlichkeit der Rede: »Wenn man Dinge nicht einfach sagen
kann, sollte man sie gar nicht sagen.« -
Und: »Einige
Leute versuchen sich dadurch intelligent zu fühlen, dass sie Fremdwörter und
Abstraktionen benutzen.«
Dazu muss
bemerkt werden, dass – einerseits – der Wert der Einfachheit in der
Verständlichkeit liegt, aber – andererseits – der Wert der Abstraktion in einer
präzisen Vereinfachung zu sehen ist, damit allerdings allemal wiederum einer
Verständlichkeit zuarbeitet.
Dem Ethos einer
einfachen, verständlichen Sprache und Kommunikation steht jedoch die
Komplexität der Welt gegenüber: Ist eine der Sache gerechte und angemessene Beschreibung in einfachen Worten überhaupt
möglich und erstrebenswert? – Hier ist Skepsis angebracht: Skepsis gegenüber einer
an Simplifizierung krankenden Einfachheit der Rede. –
Andererseits –
um den dialektischen Anspruch dieses Essays einzulösen – ist ebenso Skepsis
angebracht an einer verkomplizierenden Ausdrucksweise, welche - besonders in
Alltagskommunikationen – eben manchmal nur dazu dient, um dem Sprecher den
gewissen intellektuellen oder wissenschaftlichen Touch zu verleihen, was eben bei
den Hörern nicht immer so gut ankommt oder sie gegebenenfalls auch überfordert.
–
Es bleibt das
Ethos der Verständlichkeit von Abstraktionen und Fachbegriffen, welches jedoch
eventuell nur einem kleinen Kreis von Fachleuten und Experten zugänglich ist,
der diese dann auch zu verstehen in der Lage ist.
»Wofür Du hier
einen Orden bekommst, bekommst Du dort einen in die Schnauze.«
(Prof. Dr. Helmut
Richter)
Das ist
natürlich eine Aporie, ein unlösbares Problem. –
Eine mögliche
Lösung dieser Aporie mag in zwei kommunikativen Verhaltensweisen liegen: Das –
zur kommunikativen Kompetenz gehörige – Codeswitching einerseits, ein
»recipient design« andererseits. Will heißen: Den je eigenen Sprachstil (Code)
je nach sozialer Rolle und damit Zugehörigkeit zu wechseln, und, seine Rede auf
den Hörer zuzuschneiden (recipient design). CF, Blunk, 24./29. März 2013
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