Mein Verhältnis zur Musik - welches sehr intensiv ist - ist im Folgenden zu beschreiben.
Begonnen hat alles im zarten Jugendalter, als meine Mutter beschloss, mich zur Musikschule zu schicken. Sie nahm mich vorsichtig ins Gebet und fragte, welches Instrument ich denn spielen wolle. Ich sagte: »Gitarre natürlich!« - Das war scheinbar nicht ganz nach ihrem Geschmack, und so überredete sie mich mehr oder weniger sanft, doch Klavier zu lernen. Infolgedessen besuchte ich jahrelang - mit mal mehr, mal weniger Gefallen und Freude - die Musikschule, um die Tastenkunst zu erlernen. -
Diese teilweise Quälerei konnte mir allerdings in späteren Jahren zu genüsslichen Einblicken in die große Welt der Musik verhelfen. Auch der Musikunterricht auf dem Gymnasium trug mit Kadenzlehre und anderem das Seine zu meinem Eindringen in die schöne Kunst der Musik bei. Noch in der Abiturprüfung in diesem Fach konnte ich von der erlernten Tastenkunst profitieren: Ich spielte - mit sehr viel Lampenfieber - den Prüfern drei Tänze von Schubert auswendig vor, und kam so gerade mal ungeschoren durch die Prüfung. Mein Musiklehrer vermochte es außerdem, mich für verschiedenste Musikrichtungen zu begeistern: Beim Erzählen vom Swing leuchteten seine Augen ebenso wie bei dem Referieren der verschiedensten klassischen Richtungen, darunter der »Emanzipation der Dissonanz« und der »Sinfonie Classique« von Sergey Prokofiev, von der sich selbstverständlich eine Konserve mittlerweile in meinem Besitz befindet. -
Etwa in der zehnten Klasse trugen zwei Mitschüler, die sich E-Gitarren gekauft hatten, die Idee an mich heran, als Bassist mit ihnen eine Band zu gründen. Nach kurzem Überlegen willigte ich ein, und das Taschengeld wurde für einen E-Bass und Verstärker ausgegeben. So gründeten wir nach einigem Suchen nach einem Schlagzeuger eine Band, probten fleißig zwei mal die Woche, und hatten später so einige Auftritte in diversen Jugendheimen sowie auf der jährlichen »Jugend-Musik-Szene« in einem kleinen Theater meiner Heimatstadt. Ein weiterer Höhepunkt bestand in der Aufnahme in einem hamburger Tonstudio, wo wir - finanziert aus den Einnahmen unserer Auftritte - drei Songs einspielten. Hierbei erlernte ich das Bassspielen hauptsächlich autodidaktisch, begann mit Rockrythmen, um dann später immer mehr den Funk-Bass von Mark King nachzuahmen, der lange Zeit mein großes Vorbild geblieben ist. Dies, mein Gesang der zweiten Stimme (chorus) und einige Eigenkompositionen waren mein Beitrag zu unserer Jugendband. -
Ein weiterer Höhepunkt bestand in der Einspielung einer Eigenkomposition, bei der ich alle Instrumente selbst spielte: Schlagzeug, Keybord, Bass, Rhytmus- und Sologitarre. Zustande kam diese Aufnahme in einem Übungsraum in Schleswig-Holstein mit Hilfe meiner damaligen Freundin, die geduldig die Aufnahmetaste des Tapedecks drückte, wenn ich daran ging, das nächste Instrument einzuspielen. Die Technik war zwar steinzeitlich, reichte jedoch für dieses Experiment gerade aus. Nach Jahren musikalischer Abstinenz habe ich die Aufnahme wieder hervorgekramt... -
Weiter habe ich gute Erinnerungen an die Stunden mit einem Freund, der mich immer einmal zum Musikhören einlund: Er bewohnte eine kleine Wohnung mit Küche im Dachgeschoß des Reihenhauses, in dem seine Eltern wohnten. Wir tranken Sherry, und er führte mich in die Welt des Jazzrock ein: Hauptsächlich Stanley Clarke, aber auch die epischen Stücke von Led Zeppelin goutierten wir bei unseren drinks, nicht ohne dass er ein wenig über die gehörte Musik dozierte. Er war eben ein Liebhaber, und so konnte ich so Einiges von ihm lernen, meinen musikalischen Horizont erweitern. -
Heutiger Tage habe ich das aktive Musizieren aufgegeben, es war - wie beim Sport - der Zenit überschritten, dieses Hobby eben »ausgereizt«. Geblieben ist eine starke Affinität zur Musik, der ich mit meiner nicht kleinen Musikbibliothek immer wieder gerne fröhne: Sehr viel und gerne Jazz, Funk, aber auch Rock und Klassik, hier vor allem die Brandenburgischen Konzerte und Goldbergvariationen (gespielt von Glenn Gould) von Bach und Klaviersonaten von Mozart, die Klavierkonzerte von Tschaikowsij und - natürlich - die »klassische« Sinfonie von Prokofiev.
So kann ich denn heute fast sagen: »Music was my first love, and it'll be my last... - « - ;-)
Dienstag, 10. Dezember 2013
Samstag, 7. Dezember 2013
Abschied / Trauer
Nun ist es schon sage und schreibe neun Jahre her seit der Gründung des TFCWED, mit dessen Hilfe dieser Blog vor sechs Jahren entstanden ist. -
Vor vier Tagen musste ich leider die Auflösung des TFCWED's ob mangelnder Beteiligung verkünden: Die Mitglieder scheinen eigene Wege - manchmal mit Frau und Kind - zu gehen, die Zeiten des Studierens und produktiven Diskutierens in diesem Kreise scheinen endgültig ein Ende zu haben. Ein technisches Erkenntnisinteresse - meines Empfindens ein wenig zu pragmatisch und lebenspraktisch - mit Geldverdienen scheint hier die Oberhand gewonnen zu haben, Aporien scheint man auszuweichen... -
Ich kann als Résumée nur feststellen, dass alles im Leben so seine Zeit zu haben scheint, und den guten, alten Hermann Hesse zitieren:
Hesse spricht hier von »ohne Trauern«, was mir eingestandenermaßen nicht ganz leicht fällt, da ich viele gute Anregungen aus den Sitzungen des TFCWED erhalten habe... -
So bleibt mir nur noch, den ehemals Beteiligten alles erdenklich Gute zu wünschen und mich bei ihnen zu bedanken. Die Idee war ja einst die einer zwanglosen, freiwilligen Vereinigung. Diese Zeiten scheinen vorbei. Ich empfehle mich: http://christian-ferch.de/.
Vor vier Tagen musste ich leider die Auflösung des TFCWED's ob mangelnder Beteiligung verkünden: Die Mitglieder scheinen eigene Wege - manchmal mit Frau und Kind - zu gehen, die Zeiten des Studierens und produktiven Diskutierens in diesem Kreise scheinen endgültig ein Ende zu haben. Ein technisches Erkenntnisinteresse - meines Empfindens ein wenig zu pragmatisch und lebenspraktisch - mit Geldverdienen scheint hier die Oberhand gewonnen zu haben, Aporien scheint man auszuweichen... -
Ich kann als Résumée nur feststellen, dass alles im Leben so seine Zeit zu haben scheint, und den guten, alten Hermann Hesse zitieren:
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit und auch jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf wird niemals enden ...
Wohlan denn! Herz, nimm Abschied und gesunde!
Hesse spricht hier von »ohne Trauern«, was mir eingestandenermaßen nicht ganz leicht fällt, da ich viele gute Anregungen aus den Sitzungen des TFCWED erhalten habe... -
So bleibt mir nur noch, den ehemals Beteiligten alles erdenklich Gute zu wünschen und mich bei ihnen zu bedanken. Die Idee war ja einst die einer zwanglosen, freiwilligen Vereinigung. Diese Zeiten scheinen vorbei. Ich empfehle mich: http://christian-ferch.de/.
Freitag, 29. März 2013
Aus meinem Archiv:
Als Ergänzung zu meinem vorherigehenden Post, den ich mit lieben Menschen diskutieren durfte, hier noch ein Essay zur
Apologie der Aporetik
Man
möchte meinen, die Erörterung von unlösbaren Problemen (Aporien) habe keinen
Zweck. Dabei scheint als ein selbstverständliches Vor-Urteil mitzuschwingen,
ein Zweck bestünde in einer Lösung des Problems. Mit dieser einseitigen Orientierung
auf ein Ziel hin ist jedoch der Weg zu einer genauen Erörterung eines Problems
versperrt. Sinn scheint nur dogmatisch sich zu erschließen, eine skeptische
Auseinandersetzung scheint - ob dieser einseitigen Teleologie - ausgeschlossen.
Dagegen ist zu setzen, dass vielleicht auch schon eine genaue Erörterung eines
Problems, ohne eine feste Ziel- oder Lösungsvorstellung, das Abwägen des Für
und Widers, für Kommunizierende und Diskutierende Sinn macht: Auch ohne eine
Lösung ist dann ein Problem immerhin ausgiebig beschrieben, erörtert und
benannt. Dies ist - als eine Form der Kunst - philosophisch als Aporetik
benannt worden, eine Kunst, die einer Zielvorstellung entsagt, oder: das Ziel
der Diskussion von einem (dogmatischen) Lösungsvorschlag in eine adäquate
(skeptische) Erörterung eines Problems zu verlagern weiß. Genau darin ist die
Kunst der Aporetik zu sehen: Ohne feste - oder gar dogmatische -
Zielvorstellung eine dem Sujet adäquate Erörterung und Diskussion zu suchen.
Aus diesem Grund hier diese kleine Apologie der Aporetik.
CF,
15.06.07
Sonntag, 24. März 2013
Dialektik und Skepsis
Dialektik und Skepsis
CF, Blunk, 24./29. März 2013
Einige Stimmen –
unter anderem die eines buddhistischen Häretikers - mahnten mich zur
Einfachheit und Verständlichkeit der Rede: »Wenn man Dinge nicht einfach sagen
kann, sollte man sie gar nicht sagen.« -
Und: »Einige
Leute versuchen sich dadurch intelligent zu fühlen, dass sie Fremdwörter und
Abstraktionen benutzen.«
Dazu muss
bemerkt werden, dass – einerseits – der Wert der Einfachheit in der
Verständlichkeit liegt, aber – andererseits – der Wert der Abstraktion in einer
präzisen Vereinfachung zu sehen ist, damit allerdings allemal wiederum einer
Verständlichkeit zuarbeitet.
Dem Ethos einer
einfachen, verständlichen Sprache und Kommunikation steht jedoch die
Komplexität der Welt gegenüber: Ist eine der Sache gerechte und angemessene Beschreibung in einfachen Worten überhaupt
möglich und erstrebenswert? – Hier ist Skepsis angebracht: Skepsis gegenüber einer
an Simplifizierung krankenden Einfachheit der Rede. –
Andererseits –
um den dialektischen Anspruch dieses Essays einzulösen – ist ebenso Skepsis
angebracht an einer verkomplizierenden Ausdrucksweise, welche - besonders in
Alltagskommunikationen – eben manchmal nur dazu dient, um dem Sprecher den
gewissen intellektuellen oder wissenschaftlichen Touch zu verleihen, was eben bei
den Hörern nicht immer so gut ankommt oder sie gegebenenfalls auch überfordert.
–
Es bleibt das
Ethos der Verständlichkeit von Abstraktionen und Fachbegriffen, welches jedoch
eventuell nur einem kleinen Kreis von Fachleuten und Experten zugänglich ist,
der diese dann auch zu verstehen in der Lage ist.
»Wofür Du hier
einen Orden bekommst, bekommst Du dort einen in die Schnauze.«
(Prof. Dr. Helmut
Richter)
Das ist
natürlich eine Aporie, ein unlösbares Problem. –
Eine mögliche
Lösung dieser Aporie mag in zwei kommunikativen Verhaltensweisen liegen: Das –
zur kommunikativen Kompetenz gehörige – Codeswitching einerseits, ein
»recipient design« andererseits. Will heißen: Den je eigenen Sprachstil (Code)
je nach sozialer Rolle und damit Zugehörigkeit zu wechseln, und, seine Rede auf
den Hörer zuzuschneiden (recipient design). CF, Blunk, 24./29. März 2013
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