Freitag, 29. Juni 2007

Sinn

»Der Sinn - und dieser Satz steht fest - ist stets der Unsinn, den man läßt.« beginnt Odo Marquard seine Überlegungen zur »Diätetik der Sinnerwartung«. - Wer selbst am Sinn des Lebens zweifelt, oder wen diejenigen Leute, die dem Leben emphatisch einen Sinn absprechen, einfach nerven, dem sei dieser kleine Text (in: Odo Marquard: »Apologie des Zufälligen«, Reclam 8351, S. 33ff) empfohlen. Darin dreht es sich - begriffsdifferenziert in Fragen Sinn - neben dem Unsinn eines absoluten Sinns eben auch um die Fähigkeit, etwas zu »merken«: "Sinn hat, wer merkt. Wer durch merken genießen oder leiden kann." -
In diesem Sinne hat dieser Blog schon einen - sinnlichkeitsbezüglichen - Sinn: Nämlich, dass ich darunter leide (etwas merke), dass keiner so recht etwas zu den vorgeschlagenen Themen sagen will, keinen Kommentar abgibt. OK: Da gibt es schon Hindernisse, wie etwa die obligatorische Anmeldung bei google.de, aber so etwas kann und will ich kaum gelten lassen. Da erinnere ich mich an die Zeit, als ich meine Studentenzeitung »Die Spitze« am germanistischen Institut der Freien Universität Berlin verfasste: Auch damals gab es kaum ein feedback, höchstens mal ein freundliches Schulterklopfen. Keiner wollte da so recht mitmachen, immer mit der Ausrede, ich könne es ja eh am besten. Das Schreiben. Naja: Ist das nun Hochachtung oder gut getarnte Ignoranz? Keine Ahnung.
»Der Sinn - und dieser Satz steht fest - ist stets der Unsinn, den man läßt.« -
Meine Gedanken in einen nicht antwortenden Äther des Internets zu schreiben: Naja, das macht immerhin im Sinne des Merkens einen Sinn. Das Bemerken des eigenen Denkens.

Maximilian

Dienstag, 26. Juni 2007

I like to ride my bicykle...

Nicht nur dieser Titel von Queen gemahnt mich daran, einmal etwas über Fahrräder zu sagen. Die Geschichte mit mir und den Fahrrädern beginnt in meiner Jugend: Einst stolzer Besitzer eines 28er Rades mit 3-Gangschaltung, wünschte ich mir zu meiner Konfirmation ein Rennrad. Das bekam ich dann auch, allerdings wollte ich keinen Rennlenker und -sattel, und so ließ ich einen normalen Sattel und Lenker auf das Rennrad montieren. Heraus kam so etwas, was man heute ein »Trekking-bike« nennt, und so ein Modell fahre ich heute noch: Bequem zu fahren, und wenn man mal den Turbo einschalten möchte, macht es das - ob der etwas dünneren Bereifung und der Gangschaltung - auch noch mit. Nicht das non-plus-ultra der Technik in irgendeiner Richtung, aber eben vielseitig. -
Begeistert von der damals elitären Technung der Kettenschaltung, fuhr ich seinerzeit einen Feldweg entlang, und schaute aus eben dieser Begeisterung bim Schalten immer nach unten auf die Kettenblätter und auch auf die Ritzel, um den spektakulären Schaltvorgang mitzuverfolgen. Dabei radelte ich mittlerweile auf der Mitte besagten Feldweges und übersah so ein entgegenkommendes Auto, mit dem ich dann auch promt - allerdings nach einigem Abbremsen beiderseits - zusammenstieß. Der Schaden war gering, jedoch der Schreck groß: Faszination als Ablenkung von den angeblich wichtigen Dingen? Das kann noch heute Anlass geben zu philosophischen Reflexionen... -
Etwa 10 Jahre später, hier in Berlin, erwarb ich dann - in weiser Voraussicht, denn mein kleiner Pkw hatte das Ende seiner Tage kurz vor sich - mein erstes »Trekking-bike« in einem Baumarkt. Eine Kettenschaltung, welche mich seinerzeit so zu faszinieren vermochte, war mittlerweile zum Standard avanciert. Nach einigen Diebstählen und Neuerwerbungen entschloss ich ich dann - nach insistierendem Anraten meiner damaligen Lebensgefährtin Clara - zu dem Erwerb eines teuren, aber jedenfalls sicheren Schlosses: Das Abus Granit für sage und schreibe 50 Euro. Immerhin ist mir nach dieser Anschaffung kein Fahrrad mehr entwendet worden. -
Nun, diese ganzen Fahrräder trugen mich neben des mittelgroßen sprortlichen Enthusiasmus auch und immer wieder an die Uni. Wenn es mal regnete: Naja, dann eben alte Schuhe und den Mantel angezogen, und ab an die Freie Universität Berlin. Zum Studieren und zur Bildung, vielleicht eben nicht zur Ausbildung. Eben "nur" der Bildung eines »Charakters« oder einer »Persönlichkeit«. Hat das noch was mit Fahrrädern zu tun? Naja, vielleicht... -
Der Rest in in Kürze erzählt: Heute holte ich mir mein instandgesetztes Fahrrad ab bei einem, den ich schon ein gutes Jahrzehnt nicht nur als Fahrradmechaniker, sondern auch als Mensch aus Szenekneipen kenne. Er nannte seine Fahrradwerkstatt einst »preußische Fahrradmanufaktur« und trägt heute noch ein Shirt mit der Rückenaufschrift »Preussen«. In adäquater Schrift, versteht sich. -
Jedenfalls habe ich nun mein Fahrrad zurück, vieles ist neu, zum Beispiel das Tretlager, die Kettenblatteinheit und das Ritzel, so dass ich nun erst recht einmal loslegen kann als legendärer Amateur.
I like to ride my bicykle... -

Maximilian

Samstag, 23. Juni 2007

Skepsis

Vor einer kleinen Darstellung der philosophischen Denkrichtung der Skepsis noch ein paar Bemerkungen zu der Gründung des TFCWED. Nach einer etwa halbjährigen Bekanntschaft bzw. Freundschaft mit einem kahlköpfigen und einem langhaarigen Buddhisten und vielen guten Gesprächen mit ihnen, dachte ich - und schlug es auch vor - einen kleinen Club zu gründen. Sie willigten ein und ich gab dem Club den Namen »TFCWED«, Tres facit consilium, Wahrheit, Erkenntnis und Diskurs. Bei den drei lateinischen Worten gedachte ich eines einst an der Uni sehr schlecht besuchten Seminars, »Statistik für Linguisten«, welches mein heutiger Doktorvater einst gehalten hat. Man kann sich sicher vorstellen, dass Studenten, die sich mit der Sprache beschäftigen, mit Statistik so ziemlich wenig am Hut haben. Als wir einmal wieder ziemlich wenig waren, eben ein Professor und zwei Studenten, und der Prof. auch einige Wartezeit (c.c.t.) hatte verstreichen lassen, verkündete er: "Tres facit consilium; fangen wir an!" Diese Anekdote noch zur Namensgebung nicht nur des kleinen Clubs, sondern auch dieses Blogs... -
Doch nun endlich zur Skepsis, welche ich als studierter Philosoph (jedenfalls im Nebenfach) dem Buddhismus der zwei anderen Gründungsmitlieder entgegenzuhalten und zu vertreten habe:
"Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt!", postulierte einst Odo Marquard, der Protagonist meines skeptischen Denkens. Mensch, is ja doll, dachte ich bei mir: Dass man trotz dem Ab- und Entsagen philosophischer Systeme immer noch denken darf, und sich trotzdem einen Philosophen nennen darf... - Dass man sich bewusst zwischen die Stühle der herrschenden Lehren setzen kann und das dann zur Position werden lässt. In meinen Augen: Wunderbar! Da kann Einem dann keiner mehr das freie Denken verbieten.
"Skepsis ist der Sinn für Gewaltenteilung, die Teilung auch noch der Gewalten, die die Überzeugungen sind." So lautet eine andere Maxime von Odo Marquard, dessen Denken ich so schätze und wahrscheinlich auch schon ganz gut verinnerlicht habe. Die Schnittmenge mit dem buddhistischen Denken besteht darin, nichts am eigenen Gewissen und Denken nicht Geprüfte in seinen Geist hineinzulassen, geschweige denn, es zu übernehmen. -
Das war's soweit und in Kürze zur Skepsis. Wer sich weiter dafür interessiert, mag sich ja die Werke von good old Marquard mal 'reinlöffeln. Alle im Reclam-Verlag erschienen, daher höchst erschwinglich.
So, Jungs, jetzt seid Ihr mal dran... -

Maximilian

Freitag, 22. Juni 2007

Thema?

Ein Mitglied des »TFCWED« hat sich in einem Kommentar zu Wort gemeldet mit der Anregung, für diesen Blog einmal ein Thema zu benennen. Da wird mir schon so leicht und mittelmäßig übel. Denn in einer Themenbestimmung ist neben einer - vielleicht zu lobenden Orientierung - auch eine gewisse Machtausübung auszumachen. Daher fällt mir - als Verfechter eines herrschaftsfreien Diskurses - eine dezidierte Themenbestimmung mehr als schwer. Als Orientierung könnten hier dienen gewisse anthropologische Konstanten wie etwa die holistische Kongruenzunterstellung oder der Aneignungswille, wie in meiner noch fertig zu stellenden Dissertation beschrieben. Thema dieses Blogs ist demnach eine weit gefasste Anthropologie, welche sich - ehrlich gestanden - allerdings immer wieder um meine Person und meinen Geist dreht. Das gebe ich - als mittelmäßig arrivierter Geisteswissenschaftler - mittlerweile unumwunden zu.

Maximilian

Die Dignität des Schreibens

Unter der Dignität (Heiligkeit) des Schreibens verstehe ich so Einiges. Begonnen hat das alles, als ich einst als Teenie ein Kochrezept aus einem Kinderbuch auf der Schreibmaschine meiner Eltern abschrieb. So eine Schreibmaschine war damals das non-plus-ultra der Technik, an Computer und Drucker war noch lange nicht zu denken. Mann, hab' ich mich gut gefühlt, einmal so etwas Feines geschafft zu haben: Die frühe Form eines Exzerptes, schriftlich und gedruckt! Heute, in einem Zeitalter teilweise inflationären Schreibens, schätze ich andere Seiten dieser schönen Tätigkeit: Die Abnahme der offiziellen Dignität wird heute abgelöst und kompensiert durch die Freiheitswirkung des Schreibens. Was man in vis-á-vis-Gesprächen nicht sagen kann oder will, kann man zu Hause, in Ruhe am PC dennoch ausdrücken und sozusagen zu Papier bringen. Dadurch kann man sozusagen den nicht nur psychosozialen Repressionen, sondern jeglicher Art ein Schnäppchen schlagen und sie umgehen. Gerade dies erhebt das Schreiben für mich zu seiner Dignität, welche ich immer wieder und gern goutiere: Die Heiligkeit des freien Denkens.

Maximilian

Der Ursprung eines Pseudonyms

Ich schreibe hier unter dem Pseudonym »Maximilian«. Und das hat seine Gründe, die ich im Folgenden beleuchten möchte: Seinerzeit, in meiner Jugend, frönte ich in einem Tennisclub einer Kleinstadt eben diesem damals noch elitären Sport. Als es soweit kam, dass ich eine Brille brauchte, und diese nach einigem Unwillen auch beim Sport trug, nannte mich ein ein Jahr jüngerer Mitspieler dann frech »Brillen-Paul«. Er war der Sohn eines Internisten und hatte immer ganz gut demütigende Sprüche drauf. Das eigentlich Demütigende war für mich weniger die Sache mit der Brille, sondern der Name »Paul«, welcher ins Deutsche übersetzt »der Kleine« heißt. Das ließ mir daher lange keine Ruh'. Daher dachte ich nach langen Jahren darüber nach, mich »Max« zu nennen, in Anlehnung des Max Demian aus Hermann Hesses Erzählung »Demian«. Als Künstlername sozusagen. -
Mittlerweile denke ich, diese Geschichte(n) so einigermaßen überwunden zu haben und kein Pseudonym oder Künstlernamen mehr zu brauchen. Das ist ja auch ein wenig Versteckspiel... -

Christian, später wieder »Maximilian«

Herzlich willkommen

Habe nun ach! Linguistik, Philosophie und Religionswissenschaft studiert,
und leider auch das Leben
Durchaus studiert mit heißem Bemühn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor; [...]
Das eben ist - unter anderem - der Grund der Eröffnung dieses Blogs, eben dass man mit einem Studium der Geisteswissenschaften mit der Endnote »Eins« noch lange nicht und schon gar nicht automatisch im Paradiese landet. Auch der TFCWED, eine kleine Vereinigung zur Förderung des Buddhismus und der Skepsis, befriedigt meine geistige Austauschsehnsucht mittlerweile nicht mehr gänzlich. Desweiteren bin ich ein Mensch, der sehr gerne zu Hause sitzt und schreibt. Über das Schreiben wahrscheinlich später noch ein kleiner philosophischer Eintrag. -
Zum »TFCWED«: Dieser Club wurde von mir als Gründungsältester so ca. im Herbst 2004 mit zwei Freunden gegründet, und bedeutet Tres facit consilium, Wahrheit, Erkenntnis und Diskurs. Im Untertitel sind die zu fördernden oben genannten beiden Geistesrichtungen genannt.
Wohlan denn, möge dieser Blog viele Menschen inspirieren und ihnen helfen.

Maximilian