Samstag, 10. November 2007

Faszination Windsurfen

Es war im Jahre 1988: Ich war schon in Berlin, besaß ein Auto, jedoch noch keine Wohnung, als es mir mal wieder reichte. Ich schmiss alle bisherigen bürgerlichen Pläne über den Haufen und schaffte mir von der Notgeldreserve meiner im Urlaub sich befindenden Eltern eine Surfausrüstung an. In Kiel, nach dem ebenso aufregenden wie kostenspieligen Einkauf, suchte ich nach dem nächsten Strand. Vorbereitet durch die Lektüre einiger Bücher, die ich in einer Buchhandlung neben der Gedächtniskirche erworben hatte, begann ich fröhlich-aufgeregt, die Surf-Ausrüstung zusammen zu bauen. Die ersten Schritte waren schnell vollbracht, und ich lernte das Windsurfen auf dem Surfbrett durch meinen Enthusiasmus gut und schnell. Mein weiteres Erlernen dieser Sportart fand bei einem dreiwöchigem Urlaub am Gardasee statt: Nach einer kurzen Stippvisite in Corvara (Liebelei mit einer Südtirolerin) nahm ich frohgesinnt das Lernen der neuen Sportart in Angriff: Das Segel aus dem Wasser ziehen, Wende und vor allem die Halse bewältigen. Auto, Zelt und Campingkocher: Es ging nicht um Komfort, sondern um die Faszination des Windsurfens. - Am Norden des Gardasees - das ist zu wissen - wechseln sich die Winde ab: Am Morgen entsteht ein Fallwind, da sich die kalte Luft aus den Alpen auf den See ergießt: Die Ora, der Nordwind. Nach einer etwa einstündigen Flaute gegen Mittag bläst der Vento aus dem Süden, da nun die erwärmte Luft in den Bergen aufsteigt. Einen Tag nutzte ich den wechselnden Wind, um einen Ausflug nach Süden zu machen: Auf Raumschootkurs surfte ich etwa 3-5 Kilometer nach Süden. Bei der Flaute machte ich auf meinem Surfbrett eine Pause, und sagte zu einem anderen Surfer, welcher den gleichen Ausflug machte: »Jetzt nur noch Pausenbrot, Kaffee und Zigarette, dann wär's perfekt!« Drei Wochen verbrachte ich am Gardasee mit Windsurfen. Zurück in Berlin, hatte ich leichte Sprachschwierigkeiten, so beeindruckt war ich von der Welt des Windsurfens. Später, einmal auf Römö und auf Gran Canaria (1992), versuchte ich mich im Brandungssurfen: Die Wellen abreiten, und dann und wann, wenn eine entgegenkommende paßte, einen mittelgroßen Sprung wagen. Mein höchster von ca. 2 Metern ist auf einem Foto festgehalten. -
Später, in Schleswig-Holstein, waren die meinem Können angemessenen Windbedingungen rar. So kam es, dass ich einmal, als an der Ostsee eine kleine Sturmflut war, meine Sachen ins Auto packte und losfuhr. Dort waren die »Freaks« mit ihren VW-Bussen und den kleinen Brettern versammelt. Unter ihnen fühlte ich mich ein wenig fremd und als Anfänger. Nichtsdestotrotz baute ich mein Gerät auf und begab mich auf See. Die etwa zwei Meter hohen Wellen luden zu einer Berg- und Talfahrt und zu einigen Sprüngen ein. Es war ein sagenhaftes Erlebnis mit einer gehörigen Portion Nervenkitzel. Und auch nicht ganz ungefährlich. -
Ein anderes Mal - ich wartete in Schleswig-Holstein auf guten Wind - erhob sich gegen Abend ein kleiner Herbststurm. Ich packte voller Vorfreude meine Surfausrüstung in mein Auto und fuhr los. An den Plöner See. Dort hatte ich auf Flachwasser meine Freude: Speedsurfen mit ein paar body-drags (das Hinterteil bei schneller Fahrt mal ins Wasser halten, dass es spritzt) stillten meine Abenteuerlust. Wie ein Besessener frönte ich trotz Kälte (es waren ca. 5° Celsius) und einbrechender Dunkelheit diesem wunderschönen Sport. Trotz kälteschützendem Anzug und Handschuhen waren meine kleinen Finger vor Kälte taub geworden und am Ende war es ganz duster, so dass ich Schwierigkeiten bekam, mein noch dazu schwarzes Auto am Ufer auszumachen. Dies beides war mir jedoch Nebensache. Ich hatte einen schönen Surf-Ausflug. -
Das war's dann so etwa. 1990 nahm ich mein Studium an der FU Berlin auf, und nach kurzer, heftiger Krankheit lud mich meine Mutter 1992 noch zu einem Urlaub auf Gran Canaria ein, wo ich auch ein paar Male surfen konnte. Der Inhaber des Brettverleihs war der Vater von Björn Dunkerbeck, neben Robbie Naish seinerzeit einer der weltbesten Surfer. - Das war so etwas wie das Auskosten der letzten Glut eines erloschenen Streichholzes. Das Streichholz war ein edles: Ein umweltfreundlicher Sport, dem als Antrieb auf dem Wasser der Wind genügt. Dann musste ein neues Streichholz her: Die Philosophie und Geisteswissenschaft.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Sport

Als Sohn zweier - unter anderem - Sportlehrer habe ich ein hier zu beschreibendes Verhältnis zum Sport, welches sich, seit ich in Berlin bin (1988), gründlich geändert hat. In meiner Jugend waren da: Leistungsturnen, ein Versuch im Judo, Volleyball, Tischtennis und vor allem Tennis. Hier habe ich so einige Erfolge vorzuweisen: Clubmeister bei den Knaben als 14- und 15-Jähriger, Clubmeister bei den Herren im Doppel mit 17 und 18, und insbesondere einen Kreimeister-Titel im gemischten Doppel mit 17 mit einer ein Jahr jüngeren Partnerin. Wir waren ungesetzt und warfen in der ersten Runde das an eins gesetzte Mixed-Paar aus dem Turnier, um uns dann schließlich den Titel zu holen. Das war 1983. Später spielte ich dann in der ersten Herrenmannschaft von Bad Segeberg in der Bezirksliga, wo ich auch ca. ein Jahr das Amt des Mannschaftsführers innehatte. Als ich allerdings eine Spielstärke erreicht hatte, in der die Materialkosten (Kleidung, Schuhe, und insbesondere Bälle und Tennissaiten) in die Höhe schnellten, und es andererseits keine Verdienstmöglichkeiten durch diesen schönen Sport gab, begann ich an dem Sinn der Ausübung desselben zu zweifeln, und gab diesen folgerichtig nach meinem Umzug nach Berlin auf. -
Nicht zu vergessen auch der alpine Skisport: Seit ich denken kann, habe ich auf Skiern gestanden. Das war so in etwa in einem Alter von 6 Jahren. Nach dem Erlernen von Schneepflug und Stemmschwung kam der Parallelschwung, den ich später bis zur Perfektion brachte, bis die Kanten meiner Skier Male in den Skischuhen hinterließen. Auch im Tiefschnee frönte ich einer sportlichen Ästhetik, die teilweise auf Super - 8 - Filmen festgehalten ist. Den schönsten Skiurlaub meines Lebens im März 1987 in Südtirol habe ich ja hier schon anklingend beschrieben: Zu dieser Jahreszeit war noch genügend Schnee vorhanden, und die Sonne wärmte schon so gut, dass man auch einmal kurzärmlig die Pisten hinunter flanieren konnte. Hinzu kam eine mittelgroße Liäson mit der Tochter des Hauses, in dem ich zu Gast war. Man begrüßte mich bei meiner Ankunft mit einem Likör, und der Bann der Fremdheit war erst einmal gebrochen. Später hatten wir in der Küche beim Espresso sehr offene und authentische Gespräche über so Einiges, und in ihrer Freizeit pflügten wir gemeinsam den Tiefschnee abseits der offiziellen Pisten... - Man wird sich unschwer vorstellen können, dass ich in meinem Leben nie wieder einen so schönen Skiurlaub werde haben können, und das ist - neben der finanziellen Frage - der Grund, diesen Sport aufgegeben zu haben. Einmal noch war ich Skilaufen: 1993. Aber das war mehr ein »Wiederholungszwang«, ein vergebliches »Wieder-holen«, ein »nicht gelingendes Zurück«. Klaus Mann schrieb einst: »Sich erinnern ist immer von Nutzen; man kann es kaum jung genug tun!« In diesem Sinne viele Grüße an meine Leser, und die Geschichte mit dem (Wind- und geistigem) Surfen erzähle ich dann das nächste Mal. Versprochen.

Sonntag, 23. September 2007

Philosophie

Hier noch eine kleine Bemerkung zu dem Thema, wie ich zur Philosophie kam. 1987, als wehrdienstleistender Soldat, hatte ich einen Urlaub, den ich skifahrender Weise im schönen Südtirol verbrachte. Meine weise und fürsorgende Mutter steckte mir zwei Bücher ins Gepäck: Eines zum Feminismus und eines über Philosophie: Luciano de Crescenzo: »Neapel: Liebe und Freiheit«. In diesem schönen Buch geht es in unterhaltsamer Weise um Philosophie. Kurzum: Nach der Rückkehr in die Kaserne sonderte ich mich von den Kameraden ein wenig ab: Während sie im Pausenraum Kaffee tranken und Skat spielten, saß ich allein mit meinem Kaffee und Pausenbrot in der Sonne vor den Werkstatttoren und sinnierte über meine Zukunft: Alle sozialen Systeme wären langweilig, ich müsse entweder Schauspieler werden, Clochard, oder Philosophie studieren. Letzteres hab ich dann auch getan, jedenfalls im Nebenfach: Eben Philosophie studieren. Als Gegenmittel zur Verzweiflung und Langeweile. Eben so kam ich zur Philosophie.

Sonntag, 16. September 2007

Astrologie

Als Ergänzung zu den Überlegungen über Glaube ist über mein Verhältnis zur Astrologie zu berichten. Vor der Aufnahme meines Studiums an der FU Berlin beschäftigte ich mich eingehend mit Astrologie: Das Sternkreiszeichen beschreibt »nur« die Verhaltensweisen, wichtiger ist der Aszendent, der sich nach der Geburtsstunde berechnet, und ein eingehenderes Horoskop erhält man erst, wenn man die Stellungen der einzelnen Planeten in den Tierkreiszeichen am Tage seiner Geburt und die Aspekte, also die Beziehungen der Planetenstände im Einzelnen berücksichtigt. Für mich als geistig Hungrigen, teils auch Abergläubigen war dies ein gefundenes Fressen: Einerseits konnte ich meine Neugier auf Neues stillen, andererseits einmal andere als die gängigen Autoritäten in Anspruch nehmen. -
Später, an der Uni, hatte ich dann die Ehre, ein religionswissenschaftliches (religionspsychologisches) Seminar zu »Orakel und andere Devinationsverfahren« besuchen zu dürfen. Kaffeesatz, Leberschau, Astrologie und andere Orakel wurden beschrieben und psychologisch untersucht. Quintessenz: Wenn der Mensch nicht mehr weiter weiß, greift er zu Orakeln oder der Astrologie, um sich seinen Weg weisen zu lassen. Nietzsche mit seiner Konzeption des »Übermenschen« hätte dies sicherlich als Schwäche gewertet. -
Hinzu kam dann noch das Interesse an der chinesischen Astrologie, welche - im Gegensatz zu der westlichen Astrologie, welche sich an der Sonne orientiert - sich auf den Mond beruft. Hier berechnet sich ein Sternzeichen nicht monatlich, sondern jährlich. Übrig geblieben sind die astrologische Traumtabelle, die Einem deutet, was es bedeutet, wenn man etwas in der Zeitspanne eines Tierkreiszeichen träumt, und der Hang zu diversen Orakeln neben dem I Ging. Dabei nehme ich das Ganze jedoch ziemlich locker, und orakle so lange, bis ein guter Spruch dabei herauskommt. -
Religionsphilosophisch und hoffentlich auch ein wenig weise möchte ich schließen mit der Bemerkung: Auch »Aberglaube« ist Glaube.

Montag, 10. September 2007

Glaube

Ich ward zwar evangelisch-lutherisch getauft und konfirmiert, doch ernsthafte Gedanken über meinen Glauben habe ich mir erst während meines Studiums hier in Berlin gemacht: Insbesondere durch zwei Seminare in der Religionswissenschaft zu »Nietzsches Religionskritik«, in denen klar wurde, dass der gute Bursche die christliche Religion insbesondere ob ihrer moralischen Machtausübung durch Priester und Pastoren kritisierte, zweifelte ich an meinem tradiertem christlichen Glauben. Und trotzdem ich nicht, wie der Rest meiner Familie, aus der Kirche ausgetreten bin, überkommt mich ein kleines Gefühl der Scham von Unaufrichtigkeit, wenn ich bei einem Kirchgang das Glaubensbekenntnis mitzusprechen habe. Nicht zu vergessen auch die ungelöste Frage (Aporie) der Theodizee (si deus, unde malum? - Wenn es einen Gott gibt, warum gibt es dann das Böse auf der Welt?). Da ist mir die Forderung des Existentialisten Jean-Paul Sartre nach Aufrichtigkeit schon lieber. Oder die Überlegungen zu dem absurden Menschen von Albert Camus. In dessen Anschluss nicht zu vergessen die Gedanken eines Solipsismus. Dies als kleiner philosophischer Ausflug zum Thema Glaube. Aus der Kirche austreten werde ich trotz meines Skeptizismus nicht. Seinerzeit war folgendes bei mir ein Topos: »Ideologien als Religionsersatz«. Das deutet auf meine religionswissenschaftliche Überzeugung hin, ein jeder Mensch brauche einen Glauben oder eine Überzeugung. -
Mein Interesse für den Buddhismus dagegen ist schon so etwa 17 Jahre her (eben nicht »alt«), und wurde durch die Freunde, mit denen der TFCWED gegründet wurde, gründlich wiederbelebt. Mit diesen Erfahrungen bleibe ich nun ein weiteres Mal skeptisch, und wenn man mich bezüglich meines Glaubens beschreiben möchte, dann bitte als einen Gläubigen zwischen Christentum und Buddhismus. Und als Skeptiker, selbstverständlich.

Sonntag, 9. September 2007

Ein Buchhändler

Es war einmal in einer schönen Zeit, da fuhr ich täglich mit dem Fahrrad zur Freien Universität Berlin, und besuchte so manches Mal eine Buchhandlung auf meinem Rückweg, um ein Fachbuch zu bestellen, wenn es das Portemonnaie erlaubte, oder um einfach mal in der Vielfalt der Bücher zu stöbern. Da kam ich ins Gespräch mit einem ebenso pfiffigen wie netten Buchhändler, Herrn G., der mir über die Welt der Bücher Auskunft geben konnte, was ich mit meinen Erfahrungen an der Uni zurückzuzahlen vermochte: Eben dass es auch noch in der Wissenschaft einen Zeitgeist gäbe, dass ich - der sich auf der Suche nach einer engültigen Wahrheit befand - darum etwas enttäuscht wäre. In meiner Krankheitsphase behauptete ich daher meiner Frau Mutter gegenüber, ich sei hier (s. »Heimat«!) bekannt, wenn nicht gar charismatisch anerkannt. Das wurde mir als pathologisch angerechnet... -
Nach einer zwei- bis dreijährigen Pause der Besuche in der Buchhandlung - ich hatte den misanthrophischen und bequemen Weg der Internet-Bestellung gewählt - tauchte ich einmal wieder in der Buchhandlung auf, und, siehe da, Herr G. begrüßte mich mit dem Worten: "Guten Tag Herr Ferch, wie geht es Ihnen?" Er kannte mich also immer noch, was der Einschätzung meiner Frau Mutter, mein Charisma sei immer nur eingebildet, immens widersprach. - Nun ging ich zum Erwerb von Büchern wieder regelmäßig in die Buchhandlung, nicht zuletzt, um den spitz- bis lausbübischen Esprit des Herrn G. zu genießen. Einst wollte ich mir ein buddhistisches Buch anschaffen, und traf in der Buchhandlung Herrn G. an. Ich nannte ihm für die Bestellung Autor und den Titel »Egoismus besiegen«. Da schaute er mich nur schelmisch an und fragte: "Warum?" ... -
Nun ist er fort aus Lichterfelde, er hat einen neuen Job am Kaiserdamm. Eigentlich mehr als ein wenig schade.

Dienstag, 14. August 2007

Heimat

Bevor ich hier meine eigenen Gedanken zum Thema »Heimat« präsentiere, noch ein kleiner Buchtipp: Die aus seinen Tagebüchern exzerpierten »Fragebogen« von Max Frisch. Hier finden sich unter IX Fragen zu oder bezüglich einer Heimat, wie z.B.: »1. Wenn Sie sich in der Fremde aufhalten und Landsleute treffen: befällt Sie dann Heimweh oder dann gerade nicht?« - »12. Wieviel Heimat brauchen Sie?« - »13. Wenn Sie als Mann und Frau zusammenleben, ohne die gleiche Heimat zu haben: fühlen Sie sich von der Heimat des andern ausgeschlossen oder befreien Sie einander davon?« (Gerade auch für enzo berl!!!) -
Ich möchte hinzufügen: »Meinen Sie, dass es neben topographischen vielleicht auch psychische, geistige oder gar ästhetische Heimaten gibt?« -
Nun, nach diesen einleitenden Bemerkungen möchte ich meine kleine Geschichte beginnen: Als Student in die mittlerweile Hauptstadt Berlin gekommen, bezog ich einst eine klitzekleine Butze von ca. 15 qm im Süden von Berlin, in Lichterfelde. Während meines Studiums war dies eine wohlfeile Lösung, ein kleines Studentenzimmer und Studierstübchen zu haben. Daneben besuchte ich regelmäßig meine Eltern in Schleswig-Holstein, die mir »Unterschlupf« gewährten in ihren Einfamilienhäusern, um mich von dem harten Berliner Leben zu erholen. Gerade bei meiner Frau Mutter lief es mit mitgebrachten Texten, Gartenarbeit und Malerei auf dem Lande in SH mit diesem Muster ziemlich gut. Nach meinem Studienabschluss jedoch war meine »Schonzeit« vorbei: Alles drehte sich plötzlich ums Geldverdienen, auch mein immerhin erreichter Doktorandenstatus spielte plötzlich eine eher marginale Rolle. Nun galt es für mich, sich auf Eigenes zu besinnen, und das betraf auch meine kleine Heimat hier in Lichterfelde. Längst schon hatte ich mich mit der Philosophie eines Otto Lilienthal, der hier seinerzeit gewohnt hat, identifizieren können: Den die Bürger für verrückt hielten, gerade der konnte plötzlich fliegen. Dies vermeine ich, im Geistigen auch erreicht zu haben. Zumindest fühle ich mich hier in Lichterfelde keinesfalls am falschen Ort. Nach der Anschaffung einer kleinen Staffelei vor ein paar Jahren kann ich auch hier, wenn es mich gelüstet, Ölbilder malen. Ich fühle mich hier manchmal wie zu Hause. -
»Heim kommt man nie. Doch wo befreundete Wege einander kreuzen, sieht die Welt für ein, zwei Stunden wie Heimat aus.« (Hermann Hesse, Demian)

Montag, 6. August 2007

Ode to Karsten

Es ist nun schon dreieinhalb Jahre her, da lernte ich den Karsten und seinen Freund in einer Kneipe kennen. Er beeindruckte nicht nur durch sein nahezu kahlgeschorenes Haupt, sondern im Gespräch durch seine undogmatische buddhistische Überzeugung. Da war nichts von »kiek mol, ich habe da was Tolles entdeckt, musste auch mal machen«, sondern eine umwerfende innere Überzeugung und Begeisterung, welche er charismatisch zu versprühen vermochte. Erfrischend uneitel, einfach nur überzeugt. -
Ein anderes Mal, wir saßen zu einem Fussballspiel in derselben Kneipe, hatte er seine Brille auf, und kam mir mit dem geschorenen Kopf und den kleinen Augengläsern fast vor wie Hermann Hesse. Eine Vision vielleicht? -
Neben einigen Kenntnisnahmen buddhistischer Literatur hat er mich dann auch zur Lektüre Hermann Hesses »Glasperlenspiel« ermutigen können. Vielleicht, um einmal auch nach Kastalien zu reisen. Ein sehr schönes Buch. Zu der Länge (600 Seiten) bemerkte Clara einst: "Da hat man länger was davon!" - Damit ist meine Lektüre der Hauptwerke Hermann Hesses nun abgeschlossen, sie begann 1989 mit dem »Demian«. -
Kürzlich hat Karsten sein Studium der Sozialen Arbeit mit einer »Eins« abgeschlossen, wozu ich durch Beistand und Lektorat hauptsächlich seiner Diplomarbeit beitragen durfte. Heute wird er dreißig. Hoch soll er leben!

Freitag, 27. Juli 2007

Freunde

Nun ist mein letzter post fast schon einen Monat her. Und das hat seinen Grund: Einen Krankhausaufenthalt wegen einer Lungenembolie. Ich wollte eigentlich nur zum CT ins Krankenhaus, doch haben die mich wegen der angeblich lebensbedrohlichen Erkrankung gleich dabehalten. Zehn Tage war ich außer Gefecht. -
Das und meine Notizen zu hier vorgesehenen Themen gibt mir anlass, einmal über »Freunde« zu sinnieren. Die gleichnamige Erzählung Hesses, in der es sich um asymptotische Annäherung, jedoch letztliche Trennung dreht, sei hier empfohlen.
Was mich betrifft, so haben zwei Personen mein Leben im Alter von knapp dreißig bis knapp vierzig ganz gut bestimmt: Meine Ex-Freundin Clara und ein Studien - »Kumpel« namens NO. Letzterer vermochte es, mein Selbstbewusstsein an der Uni und insbesondere gegenüber den Herren Professoren zu stärken, und mich zu einer kleinen Studentenzeitung abseits des ultralinken Mainstreams der Fachschaftsini zu inspirieren. Seinerzeit war studentisches Engagement eben noch »in« (wie das heute aussieht, ist mir nicht bekannt). Daneben verbrachten wir so einige ebenso langgezogene wie schöne Abende mit wissenschaftlich-philosophischen Gesprächen in dem obligatorischen hopfigen Taumel. Diese Zeiten möchte ich keinesfalls missen. Als er dann, der immer sehr von sich eingenommen war, durch sein zweites Staatsexamen (Lehrerprüfung an der Schule) durchfiel, und er dazu noch meinem Entwurf für meine Dissertation eigene Ideen absprach, platzte mir der Kragen und es war vorbei. Ich hatte bis dato schon vieles über mich ergehen lassen, wie zum Beispiel seine Lieblingskampfbegriffe wie etwa »schleimen« oder »spießig«, welche - wie ich im Nachhinein denke - seine mangelnde soziale Kompetenz dokumentieren. Nun ist es aus. Bald zwei Jahre. Mein Prof. hat mir unterdessen bescheinigt, dass mein bisher Geschriebenes etwas Neues darstellt. Ab und an, an lauschigen Abenden, denke ich schon einmal daran, ihn einmal wieder anzurufen. Doch lieber nicht: Vorbei ist vorbei. Ruhe sanft, Kreuzberger. -
Analoges ist zu ersteren, meiner Ex-Lebensgefährtin Clara, zu berichten: Solange vieles im Leben sich um das Studieren drehte, lief die »Geschichte« ganz gut. Man motivierte und inspirierte sich gegenseitig auf den Wegen der Bildung, und auch die Betreuung ihres behinderten Sohnes war gemeinsam ganz gut zu stemmen. Der ist jetzt 14 und nennt mich schon eine gute Weile »Papa«. -
Als Clara dann aus mir heute noch nicht plausiblen Gründen ihr Studium kurz vor Schluss abbrach (es fehlten noch ein Schein und die Abschlussprüfungen), war es um den gemeinsamen Weg nach Kastalien geschehen: Für sie zählte nur noch der Alltag und mein Äußerliches, welches ich ob einer mittelschweren Midlife-Krise und dem weiter zu beschreitenden philosophisch-geistigen Weg zugegebenermaßen ein wenig vernachlässigt hatte. Vielleicht hat sie meine extrem geistige Lebenseinstellung - gerade nach dem Abbruch ihres Studiums - über die Maßen provoziert? Nun, jetzt ist es aus. Schon 1 1/2 Jahre. Trotzdem bin ich wöchentlich zu Besuch, um meinen Stiefsohn zu sehen. -
Zu dem hier fokussierten Thema »Freunde« noch ein Gedicht von Hermann Hesse:

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit und auch jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf wird niemals enden ...
Wohlan denn! Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse


In diesem Sinne möchte ich meine pathetische, individuell-philosophische Frage von 1989 wiederholen: »Was sind Freunde?« !

Sonntag, 1. Juli 2007

"Philosoph und Künstler"

Es ist schon ein wenig mehr als nur abgedrehte intellektuelle Eitelkeit, wenn ich mich - und das gar auf selbstgedruckten Visitenkarten - einen "Philosoph und Künstler" nenne. Die Sache nahm so vor gut 20 Jahren ihren Anfang, als meine liebe Mutter mir zu einem Skiurlaub - ich war seinerzeit Wehrdienstleistender - zwei Bücher in den Koffer steckte. Eines davon war von Luciano de Creszenzo und handelte in unterhaltsamer Weise von Philosophie. Zurück in der Kaserne, sinnierte ich dann - abseits von den Kameraden, die immer miteinander im Pausenraum Skat spielten - über meine Lebenspläne. Einer davon war, Philosophie zu studieren. Nach einigen Unterbrechungen realisierte ich dieses Ziel dann auch: In Berlin endlich eine Wohnung gefunden, immatrikulierte ich mich an der Freien Universität Berlin mit dem Nebenfach Philosophie. Angefangen habe ich im Sommersemester 1990 mit dem guten René Descartes: Mit den »Meditationes de prima philosophia« und dem »Discours de la méthode«. Diese beiden Bücher haben in meinem Bücherregal noch heute ihren Ehrenplatz. Später schrieb ich dann eine Arbeit über die Gottesbeweise des Herrn Descartes, und machte auch meine Abschlussprüfung über dessen Meditationen. Diese Tatsachen und, dass ich mittlerweile über hundert Aphorismen geschrieben habe, berechtigen mich meiner Ansicht nach, mich einen »Philosophen« zu nennen. Naja, mag man einwenden: "Si tacuisses, philosophicus mancisses!"*) - Damit habe ich auch schon so meine Probleme gehabt. Des weiteren ist das gar keine so besondere Sache, ein Philosoph zu sein, bedenkt man die Aussage des Buchtitels von Popper: »Alle Menschen sind Philosophen«. -
Mit der Kunst hat das dann ein wenig später angefangen: So im März 1996 machte ich kleine Skizzen mit Blei- und Buntstift, welche ich dann später teilweise in Öl auf Leinwand nachmalte. Immerhin habe ich dann später ein Gemälde für 350,- DM, eines für 500,- DM und eines für € 100,- verkauft. Das und mein Verfassen von so einigen Gedichten und Limericks hat mich ermutigt, einfach mal »Künstler« auf meine Visitenkarten zu schreiben. Bei meiner Ex Clara bin ich damit nicht besonders angekommen, bei ihr und ihrer Familie war man dann immer gleich ein »Angeber«. Doch will ich nicht weiter in diese Kerbe hauen, weiß ich doch, dass zumindest der "enzo berl" mit seiner Ost-Perle ganz glücklich zusammenlebt. -
Dies also noch zu dem Untertitel meines Pseudonyms.

*) »Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben!«

Maximilian, vielleicht auch Diogenes

Freitag, 29. Juni 2007

Sinn

»Der Sinn - und dieser Satz steht fest - ist stets der Unsinn, den man läßt.« beginnt Odo Marquard seine Überlegungen zur »Diätetik der Sinnerwartung«. - Wer selbst am Sinn des Lebens zweifelt, oder wen diejenigen Leute, die dem Leben emphatisch einen Sinn absprechen, einfach nerven, dem sei dieser kleine Text (in: Odo Marquard: »Apologie des Zufälligen«, Reclam 8351, S. 33ff) empfohlen. Darin dreht es sich - begriffsdifferenziert in Fragen Sinn - neben dem Unsinn eines absoluten Sinns eben auch um die Fähigkeit, etwas zu »merken«: "Sinn hat, wer merkt. Wer durch merken genießen oder leiden kann." -
In diesem Sinne hat dieser Blog schon einen - sinnlichkeitsbezüglichen - Sinn: Nämlich, dass ich darunter leide (etwas merke), dass keiner so recht etwas zu den vorgeschlagenen Themen sagen will, keinen Kommentar abgibt. OK: Da gibt es schon Hindernisse, wie etwa die obligatorische Anmeldung bei google.de, aber so etwas kann und will ich kaum gelten lassen. Da erinnere ich mich an die Zeit, als ich meine Studentenzeitung »Die Spitze« am germanistischen Institut der Freien Universität Berlin verfasste: Auch damals gab es kaum ein feedback, höchstens mal ein freundliches Schulterklopfen. Keiner wollte da so recht mitmachen, immer mit der Ausrede, ich könne es ja eh am besten. Das Schreiben. Naja: Ist das nun Hochachtung oder gut getarnte Ignoranz? Keine Ahnung.
»Der Sinn - und dieser Satz steht fest - ist stets der Unsinn, den man läßt.« -
Meine Gedanken in einen nicht antwortenden Äther des Internets zu schreiben: Naja, das macht immerhin im Sinne des Merkens einen Sinn. Das Bemerken des eigenen Denkens.

Maximilian

Dienstag, 26. Juni 2007

I like to ride my bicykle...

Nicht nur dieser Titel von Queen gemahnt mich daran, einmal etwas über Fahrräder zu sagen. Die Geschichte mit mir und den Fahrrädern beginnt in meiner Jugend: Einst stolzer Besitzer eines 28er Rades mit 3-Gangschaltung, wünschte ich mir zu meiner Konfirmation ein Rennrad. Das bekam ich dann auch, allerdings wollte ich keinen Rennlenker und -sattel, und so ließ ich einen normalen Sattel und Lenker auf das Rennrad montieren. Heraus kam so etwas, was man heute ein »Trekking-bike« nennt, und so ein Modell fahre ich heute noch: Bequem zu fahren, und wenn man mal den Turbo einschalten möchte, macht es das - ob der etwas dünneren Bereifung und der Gangschaltung - auch noch mit. Nicht das non-plus-ultra der Technik in irgendeiner Richtung, aber eben vielseitig. -
Begeistert von der damals elitären Technung der Kettenschaltung, fuhr ich seinerzeit einen Feldweg entlang, und schaute aus eben dieser Begeisterung bim Schalten immer nach unten auf die Kettenblätter und auch auf die Ritzel, um den spektakulären Schaltvorgang mitzuverfolgen. Dabei radelte ich mittlerweile auf der Mitte besagten Feldweges und übersah so ein entgegenkommendes Auto, mit dem ich dann auch promt - allerdings nach einigem Abbremsen beiderseits - zusammenstieß. Der Schaden war gering, jedoch der Schreck groß: Faszination als Ablenkung von den angeblich wichtigen Dingen? Das kann noch heute Anlass geben zu philosophischen Reflexionen... -
Etwa 10 Jahre später, hier in Berlin, erwarb ich dann - in weiser Voraussicht, denn mein kleiner Pkw hatte das Ende seiner Tage kurz vor sich - mein erstes »Trekking-bike« in einem Baumarkt. Eine Kettenschaltung, welche mich seinerzeit so zu faszinieren vermochte, war mittlerweile zum Standard avanciert. Nach einigen Diebstählen und Neuerwerbungen entschloss ich ich dann - nach insistierendem Anraten meiner damaligen Lebensgefährtin Clara - zu dem Erwerb eines teuren, aber jedenfalls sicheren Schlosses: Das Abus Granit für sage und schreibe 50 Euro. Immerhin ist mir nach dieser Anschaffung kein Fahrrad mehr entwendet worden. -
Nun, diese ganzen Fahrräder trugen mich neben des mittelgroßen sprortlichen Enthusiasmus auch und immer wieder an die Uni. Wenn es mal regnete: Naja, dann eben alte Schuhe und den Mantel angezogen, und ab an die Freie Universität Berlin. Zum Studieren und zur Bildung, vielleicht eben nicht zur Ausbildung. Eben "nur" der Bildung eines »Charakters« oder einer »Persönlichkeit«. Hat das noch was mit Fahrrädern zu tun? Naja, vielleicht... -
Der Rest in in Kürze erzählt: Heute holte ich mir mein instandgesetztes Fahrrad ab bei einem, den ich schon ein gutes Jahrzehnt nicht nur als Fahrradmechaniker, sondern auch als Mensch aus Szenekneipen kenne. Er nannte seine Fahrradwerkstatt einst »preußische Fahrradmanufaktur« und trägt heute noch ein Shirt mit der Rückenaufschrift »Preussen«. In adäquater Schrift, versteht sich. -
Jedenfalls habe ich nun mein Fahrrad zurück, vieles ist neu, zum Beispiel das Tretlager, die Kettenblatteinheit und das Ritzel, so dass ich nun erst recht einmal loslegen kann als legendärer Amateur.
I like to ride my bicykle... -

Maximilian

Samstag, 23. Juni 2007

Skepsis

Vor einer kleinen Darstellung der philosophischen Denkrichtung der Skepsis noch ein paar Bemerkungen zu der Gründung des TFCWED. Nach einer etwa halbjährigen Bekanntschaft bzw. Freundschaft mit einem kahlköpfigen und einem langhaarigen Buddhisten und vielen guten Gesprächen mit ihnen, dachte ich - und schlug es auch vor - einen kleinen Club zu gründen. Sie willigten ein und ich gab dem Club den Namen »TFCWED«, Tres facit consilium, Wahrheit, Erkenntnis und Diskurs. Bei den drei lateinischen Worten gedachte ich eines einst an der Uni sehr schlecht besuchten Seminars, »Statistik für Linguisten«, welches mein heutiger Doktorvater einst gehalten hat. Man kann sich sicher vorstellen, dass Studenten, die sich mit der Sprache beschäftigen, mit Statistik so ziemlich wenig am Hut haben. Als wir einmal wieder ziemlich wenig waren, eben ein Professor und zwei Studenten, und der Prof. auch einige Wartezeit (c.c.t.) hatte verstreichen lassen, verkündete er: "Tres facit consilium; fangen wir an!" Diese Anekdote noch zur Namensgebung nicht nur des kleinen Clubs, sondern auch dieses Blogs... -
Doch nun endlich zur Skepsis, welche ich als studierter Philosoph (jedenfalls im Nebenfach) dem Buddhismus der zwei anderen Gründungsmitlieder entgegenzuhalten und zu vertreten habe:
"Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt!", postulierte einst Odo Marquard, der Protagonist meines skeptischen Denkens. Mensch, is ja doll, dachte ich bei mir: Dass man trotz dem Ab- und Entsagen philosophischer Systeme immer noch denken darf, und sich trotzdem einen Philosophen nennen darf... - Dass man sich bewusst zwischen die Stühle der herrschenden Lehren setzen kann und das dann zur Position werden lässt. In meinen Augen: Wunderbar! Da kann Einem dann keiner mehr das freie Denken verbieten.
"Skepsis ist der Sinn für Gewaltenteilung, die Teilung auch noch der Gewalten, die die Überzeugungen sind." So lautet eine andere Maxime von Odo Marquard, dessen Denken ich so schätze und wahrscheinlich auch schon ganz gut verinnerlicht habe. Die Schnittmenge mit dem buddhistischen Denken besteht darin, nichts am eigenen Gewissen und Denken nicht Geprüfte in seinen Geist hineinzulassen, geschweige denn, es zu übernehmen. -
Das war's soweit und in Kürze zur Skepsis. Wer sich weiter dafür interessiert, mag sich ja die Werke von good old Marquard mal 'reinlöffeln. Alle im Reclam-Verlag erschienen, daher höchst erschwinglich.
So, Jungs, jetzt seid Ihr mal dran... -

Maximilian

Freitag, 22. Juni 2007

Thema?

Ein Mitglied des »TFCWED« hat sich in einem Kommentar zu Wort gemeldet mit der Anregung, für diesen Blog einmal ein Thema zu benennen. Da wird mir schon so leicht und mittelmäßig übel. Denn in einer Themenbestimmung ist neben einer - vielleicht zu lobenden Orientierung - auch eine gewisse Machtausübung auszumachen. Daher fällt mir - als Verfechter eines herrschaftsfreien Diskurses - eine dezidierte Themenbestimmung mehr als schwer. Als Orientierung könnten hier dienen gewisse anthropologische Konstanten wie etwa die holistische Kongruenzunterstellung oder der Aneignungswille, wie in meiner noch fertig zu stellenden Dissertation beschrieben. Thema dieses Blogs ist demnach eine weit gefasste Anthropologie, welche sich - ehrlich gestanden - allerdings immer wieder um meine Person und meinen Geist dreht. Das gebe ich - als mittelmäßig arrivierter Geisteswissenschaftler - mittlerweile unumwunden zu.

Maximilian

Die Dignität des Schreibens

Unter der Dignität (Heiligkeit) des Schreibens verstehe ich so Einiges. Begonnen hat das alles, als ich einst als Teenie ein Kochrezept aus einem Kinderbuch auf der Schreibmaschine meiner Eltern abschrieb. So eine Schreibmaschine war damals das non-plus-ultra der Technik, an Computer und Drucker war noch lange nicht zu denken. Mann, hab' ich mich gut gefühlt, einmal so etwas Feines geschafft zu haben: Die frühe Form eines Exzerptes, schriftlich und gedruckt! Heute, in einem Zeitalter teilweise inflationären Schreibens, schätze ich andere Seiten dieser schönen Tätigkeit: Die Abnahme der offiziellen Dignität wird heute abgelöst und kompensiert durch die Freiheitswirkung des Schreibens. Was man in vis-á-vis-Gesprächen nicht sagen kann oder will, kann man zu Hause, in Ruhe am PC dennoch ausdrücken und sozusagen zu Papier bringen. Dadurch kann man sozusagen den nicht nur psychosozialen Repressionen, sondern jeglicher Art ein Schnäppchen schlagen und sie umgehen. Gerade dies erhebt das Schreiben für mich zu seiner Dignität, welche ich immer wieder und gern goutiere: Die Heiligkeit des freien Denkens.

Maximilian

Der Ursprung eines Pseudonyms

Ich schreibe hier unter dem Pseudonym »Maximilian«. Und das hat seine Gründe, die ich im Folgenden beleuchten möchte: Seinerzeit, in meiner Jugend, frönte ich in einem Tennisclub einer Kleinstadt eben diesem damals noch elitären Sport. Als es soweit kam, dass ich eine Brille brauchte, und diese nach einigem Unwillen auch beim Sport trug, nannte mich ein ein Jahr jüngerer Mitspieler dann frech »Brillen-Paul«. Er war der Sohn eines Internisten und hatte immer ganz gut demütigende Sprüche drauf. Das eigentlich Demütigende war für mich weniger die Sache mit der Brille, sondern der Name »Paul«, welcher ins Deutsche übersetzt »der Kleine« heißt. Das ließ mir daher lange keine Ruh'. Daher dachte ich nach langen Jahren darüber nach, mich »Max« zu nennen, in Anlehnung des Max Demian aus Hermann Hesses Erzählung »Demian«. Als Künstlername sozusagen. -
Mittlerweile denke ich, diese Geschichte(n) so einigermaßen überwunden zu haben und kein Pseudonym oder Künstlernamen mehr zu brauchen. Das ist ja auch ein wenig Versteckspiel... -

Christian, später wieder »Maximilian«

Herzlich willkommen

Habe nun ach! Linguistik, Philosophie und Religionswissenschaft studiert,
und leider auch das Leben
Durchaus studiert mit heißem Bemühn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor; [...]
Das eben ist - unter anderem - der Grund der Eröffnung dieses Blogs, eben dass man mit einem Studium der Geisteswissenschaften mit der Endnote »Eins« noch lange nicht und schon gar nicht automatisch im Paradiese landet. Auch der TFCWED, eine kleine Vereinigung zur Förderung des Buddhismus und der Skepsis, befriedigt meine geistige Austauschsehnsucht mittlerweile nicht mehr gänzlich. Desweiteren bin ich ein Mensch, der sehr gerne zu Hause sitzt und schreibt. Über das Schreiben wahrscheinlich später noch ein kleiner philosophischer Eintrag. -
Zum »TFCWED«: Dieser Club wurde von mir als Gründungsältester so ca. im Herbst 2004 mit zwei Freunden gegründet, und bedeutet Tres facit consilium, Wahrheit, Erkenntnis und Diskurs. Im Untertitel sind die zu fördernden oben genannten beiden Geistesrichtungen genannt.
Wohlan denn, möge dieser Blog viele Menschen inspirieren und ihnen helfen.

Maximilian