Dienstag, 10. Dezember 2013

Musik

Mein Verhältnis zur Musik - welches sehr intensiv ist - ist im Folgenden zu beschreiben.
Begonnen hat alles im zarten Jugendalter, als meine Mutter beschloss, mich zur Musikschule zu schicken. Sie nahm mich vorsichtig ins Gebet und fragte, welches Instrument ich denn spielen wolle. Ich sagte: »Gitarre natürlich!« - Das war scheinbar nicht ganz nach ihrem Geschmack, und so überredete sie mich mehr oder weniger sanft, doch Klavier zu lernen. Infolgedessen besuchte ich jahrelang - mit mal mehr, mal weniger Gefallen und Freude - die Musikschule, um die Tastenkunst zu erlernen. -
Diese teilweise Quälerei konnte mir allerdings in späteren Jahren zu genüsslichen Einblicken in die große Welt der Musik verhelfen. Auch der Musikunterricht auf dem Gymnasium trug mit Kadenzlehre und anderem das Seine zu meinem Eindringen in die schöne Kunst der Musik bei. Noch in der Abiturprüfung in diesem Fach konnte ich von der erlernten Tastenkunst profitieren: Ich spielte - mit sehr viel Lampenfieber - den Prüfern drei Tänze von Schubert auswendig vor, und kam so gerade mal ungeschoren durch die Prüfung. Mein Musiklehrer vermochte es außerdem, mich für verschiedenste Musikrichtungen zu begeistern: Beim Erzählen vom Swing leuchteten seine Augen ebenso wie bei dem Referieren der verschiedensten klassischen Richtungen, darunter der »Emanzipation der Dissonanz« und der »Sinfonie Classique« von Sergey Prokofiev, von der sich selbstverständlich eine Konserve mittlerweile in meinem Besitz befindet. -
Etwa in der zehnten Klasse trugen zwei Mitschüler, die sich E-Gitarren gekauft hatten, die Idee an mich heran, als Bassist mit ihnen eine Band zu gründen. Nach kurzem Überlegen willigte ich ein, und das Taschengeld wurde für einen E-Bass und Verstärker ausgegeben. So gründeten wir nach einigem Suchen nach einem Schlagzeuger eine Band, probten fleißig zwei mal die Woche, und hatten später so einige Auftritte in diversen Jugendheimen sowie auf der jährlichen »Jugend-Musik-Szene« in einem kleinen Theater meiner Heimatstadt. Ein weiterer Höhepunkt bestand in der Aufnahme in einem hamburger Tonstudio, wo wir - finanziert aus den Einnahmen unserer Auftritte - drei Songs einspielten. Hierbei erlernte ich das Bassspielen hauptsächlich autodidaktisch, begann mit Rockrythmen, um dann später immer mehr den Funk-Bass von Mark King nachzuahmen, der lange Zeit mein großes Vorbild geblieben ist. Dies, mein Gesang der zweiten Stimme (chorus) und einige Eigenkompositionen waren mein Beitrag zu unserer Jugendband. -
Ein  weiterer Höhepunkt bestand in der Einspielung einer Eigenkomposition, bei der ich alle Instrumente selbst spielte: Schlagzeug, Keybord, Bass, Rhytmus- und Sologitarre. Zustande kam diese Aufnahme in einem Übungsraum in Schleswig-Holstein mit Hilfe meiner damaligen Freundin, die geduldig die Aufnahmetaste des Tapedecks drückte, wenn ich daran ging, das nächste Instrument einzuspielen. Die Technik war zwar steinzeitlich, reichte jedoch für dieses Experiment gerade aus. Nach Jahren musikalischer Abstinenz habe ich die Aufnahme wieder hervorgekramt... -
Weiter habe ich gute Erinnerungen an die Stunden mit einem Freund, der mich immer einmal zum Musikhören einlund: Er bewohnte eine kleine Wohnung mit Küche im Dachgeschoß des Reihenhauses, in dem seine Eltern wohnten. Wir tranken Sherry, und er führte mich in die Welt des Jazzrock ein: Hauptsächlich Stanley Clarke, aber auch die epischen Stücke von Led Zeppelin goutierten wir bei unseren drinks, nicht ohne dass er ein wenig über die gehörte Musik dozierte. Er war eben ein Liebhaber, und so konnte ich so Einiges von ihm lernen, meinen musikalischen Horizont erweitern. -
Heutiger Tage habe ich das aktive Musizieren aufgegeben, es war - wie beim Sport - der Zenit überschritten, dieses Hobby eben »ausgereizt«. Geblieben ist eine starke Affinität zur Musik, der ich mit meiner nicht kleinen Musikbibliothek immer wieder gerne fröhne: Sehr viel und gerne Jazz, Funk, aber auch Rock und Klassik, hier vor allem die Brandenburgischen Konzerte und Goldbergvariationen (gespielt von Glenn Gould) von Bach und Klaviersonaten von Mozart, die Klavierkonzerte von Tschaikowsij und - natürlich - die »klassische« Sinfonie von Prokofiev.
So kann ich denn heute fast sagen: »Music was my first love, and it'll be my last... - « - ;-)

Samstag, 7. Dezember 2013

Abschied / Trauer

Nun ist es schon sage und schreibe neun Jahre her seit der Gründung des TFCWED, mit dessen Hilfe dieser Blog vor sechs Jahren entstanden ist. -
Vor vier Tagen musste ich leider die Auflösung des TFCWED's ob mangelnder Beteiligung verkünden: Die Mitglieder scheinen eigene Wege - manchmal mit Frau und Kind - zu gehen, die Zeiten des Studierens und produktiven Diskutierens in diesem Kreise scheinen endgültig ein Ende zu haben. Ein technisches Erkenntnisinteresse - meines Empfindens ein wenig zu pragmatisch und lebenspraktisch - mit Geldverdienen scheint hier die Oberhand gewonnen zu haben, Aporien scheint man auszuweichen... -
Ich kann als Résumée nur feststellen, dass alles im Leben so seine Zeit zu haben scheint, und den guten, alten Hermann Hesse zitieren:


Stufen



Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit und auch jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.



Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.



Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht erschlaffen;

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegen senden,

Des Lebens Ruf wird niemals enden ...
Wohlan denn! Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hesse spricht hier von »ohne Trauern«, was mir eingestandenermaßen nicht ganz leicht fällt, da ich viele gute Anregungen aus den Sitzungen des TFCWED erhalten habe... -
So bleibt mir nur noch, den ehemals Beteiligten alles erdenklich Gute zu wünschen und mich bei ihnen zu bedanken. Die Idee war ja einst die einer zwanglosen, freiwilligen Vereinigung. Diese Zeiten scheinen vorbei. Ich empfehle mich: http://christian-ferch.de/.

Freitag, 29. März 2013

Aus meinem Archiv:

Als Ergänzung zu meinem vorherigehenden Post, den ich mit lieben Menschen diskutieren durfte, hier noch ein Essay zur


Apologie der Aporetik

Man möchte meinen, die Erörterung von unlösbaren Problemen (Aporien) habe keinen Zweck. Dabei scheint als ein selbstverständliches Vor-Urteil mitzuschwingen, ein Zweck bestünde in einer Lösung des Problems. Mit dieser einseitigen Orientierung auf ein Ziel hin ist jedoch der Weg zu einer genauen Erörterung eines Problems versperrt. Sinn scheint nur dogmatisch sich zu erschließen, eine skeptische Auseinandersetzung scheint - ob dieser einseitigen Teleologie - ausgeschlossen. Dagegen ist zu setzen, dass vielleicht auch schon eine genaue Erörterung eines Problems, ohne eine feste Ziel- oder Lösungsvorstellung, das Abwägen des Für und Widers, für Kommunizierende und Diskutierende Sinn macht: Auch ohne eine Lösung ist dann ein Problem immerhin ausgiebig beschrieben, erörtert und benannt. Dies ist - als eine Form der Kunst - philosophisch als Aporetik benannt worden, eine Kunst, die einer Zielvorstellung entsagt, oder: das Ziel der Diskussion von einem (dogmatischen) Lösungsvorschlag in eine adäquate (skeptische) Erörterung eines Problems zu verlagern weiß. Genau darin ist die Kunst der Aporetik zu sehen: Ohne feste - oder gar dogmatische - Zielvorstellung eine dem Sujet adäquate Erörterung und Diskussion zu suchen. Aus diesem Grund hier diese kleine Apologie der Aporetik.

CF, 15.06.07

Sonntag, 24. März 2013

Dialektik und Skepsis


Dialektik und Skepsis

Einige Stimmen – unter anderem die eines buddhistischen Häretikers - mahnten mich zur Einfachheit und Verständlichkeit der Rede: »Wenn man Dinge nicht einfach sagen kann, sollte man sie gar nicht sagen.« -

Und: »Einige Leute versuchen sich dadurch intelligent zu fühlen, dass sie Fremdwörter und Abstraktionen benutzen.«

Dazu muss bemerkt werden, dass – einerseits – der Wert der Einfachheit in der Verständlichkeit liegt, aber – andererseits – der Wert der Abstraktion in einer präzisen Vereinfachung zu sehen ist, damit allerdings allemal wiederum einer Verständlichkeit zuarbeitet.

Dem Ethos einer einfachen, verständlichen Sprache und Kommunikation steht jedoch die Komplexität der Welt gegenüber: Ist eine der Sache gerechte und angemessene Beschreibung in einfachen Worten überhaupt möglich und erstrebenswert? – Hier ist Skepsis angebracht: Skepsis gegenüber einer an Simplifizierung krankenden Einfachheit der Rede. –

Andererseits – um den dialektischen Anspruch dieses Essays einzulösen – ist ebenso Skepsis angebracht an einer verkomplizierenden Ausdrucksweise, welche - besonders in Alltagskommunikationen – eben manchmal nur dazu dient, um dem Sprecher den gewissen intellektuellen oder wissenschaftlichen Touch zu verleihen, was eben bei den Hörern nicht immer so gut ankommt oder sie gegebenenfalls auch überfordert. –

Es bleibt das Ethos der Verständlichkeit von Abstraktionen und Fachbegriffen, welches jedoch eventuell nur einem kleinen Kreis von Fachleuten und Experten zugänglich ist, der diese dann auch zu verstehen in der Lage ist.

»Wofür Du hier einen Orden bekommst, bekommst Du dort einen in die Schnauze.«
(Prof. Dr. Helmut Richter)

Das ist natürlich eine Aporie, ein unlösbares Problem. –
Eine mögliche Lösung dieser Aporie mag in zwei kommunikativen Verhaltensweisen liegen: Das – zur kommunikativen Kompetenz gehörige – Codeswitching einerseits, ein »recipient design« andererseits. Will heißen: Den je eigenen Sprachstil (Code) je nach sozialer Rolle und damit Zugehörigkeit zu wechseln, und, seine Rede auf den Hörer zuzuschneiden (recipient design).  

CF, Blunk, 24./29. März 2013

Samstag, 10. November 2007

Faszination Windsurfen

Es war im Jahre 1988: Ich war schon in Berlin, besaß ein Auto, jedoch noch keine Wohnung, als es mir mal wieder reichte. Ich schmiss alle bisherigen bürgerlichen Pläne über den Haufen und schaffte mir von der Notgeldreserve meiner im Urlaub sich befindenden Eltern eine Surfausrüstung an. In Kiel, nach dem ebenso aufregenden wie kostenspieligen Einkauf, suchte ich nach dem nächsten Strand. Vorbereitet durch die Lektüre einiger Bücher, die ich in einer Buchhandlung neben der Gedächtniskirche erworben hatte, begann ich fröhlich-aufgeregt, die Surf-Ausrüstung zusammen zu bauen. Die ersten Schritte waren schnell vollbracht, und ich lernte das Windsurfen auf dem Surfbrett durch meinen Enthusiasmus gut und schnell. Mein weiteres Erlernen dieser Sportart fand bei einem dreiwöchigem Urlaub am Gardasee statt: Nach einer kurzen Stippvisite in Corvara (Liebelei mit einer Südtirolerin) nahm ich frohgesinnt das Lernen der neuen Sportart in Angriff: Das Segel aus dem Wasser ziehen, Wende und vor allem die Halse bewältigen. Auto, Zelt und Campingkocher: Es ging nicht um Komfort, sondern um die Faszination des Windsurfens. - Am Norden des Gardasees - das ist zu wissen - wechseln sich die Winde ab: Am Morgen entsteht ein Fallwind, da sich die kalte Luft aus den Alpen auf den See ergießt: Die Ora, der Nordwind. Nach einer etwa einstündigen Flaute gegen Mittag bläst der Vento aus dem Süden, da nun die erwärmte Luft in den Bergen aufsteigt. Einen Tag nutzte ich den wechselnden Wind, um einen Ausflug nach Süden zu machen: Auf Raumschootkurs surfte ich etwa 3-5 Kilometer nach Süden. Bei der Flaute machte ich auf meinem Surfbrett eine Pause, und sagte zu einem anderen Surfer, welcher den gleichen Ausflug machte: »Jetzt nur noch Pausenbrot, Kaffee und Zigarette, dann wär's perfekt!« Drei Wochen verbrachte ich am Gardasee mit Windsurfen. Zurück in Berlin, hatte ich leichte Sprachschwierigkeiten, so beeindruckt war ich von der Welt des Windsurfens. Später, einmal auf Römö und auf Gran Canaria (1992), versuchte ich mich im Brandungssurfen: Die Wellen abreiten, und dann und wann, wenn eine entgegenkommende paßte, einen mittelgroßen Sprung wagen. Mein höchster von ca. 2 Metern ist auf einem Foto festgehalten. -
Später, in Schleswig-Holstein, waren die meinem Können angemessenen Windbedingungen rar. So kam es, dass ich einmal, als an der Ostsee eine kleine Sturmflut war, meine Sachen ins Auto packte und losfuhr. Dort waren die »Freaks« mit ihren VW-Bussen und den kleinen Brettern versammelt. Unter ihnen fühlte ich mich ein wenig fremd und als Anfänger. Nichtsdestotrotz baute ich mein Gerät auf und begab mich auf See. Die etwa zwei Meter hohen Wellen luden zu einer Berg- und Talfahrt und zu einigen Sprüngen ein. Es war ein sagenhaftes Erlebnis mit einer gehörigen Portion Nervenkitzel. Und auch nicht ganz ungefährlich. -
Ein anderes Mal - ich wartete in Schleswig-Holstein auf guten Wind - erhob sich gegen Abend ein kleiner Herbststurm. Ich packte voller Vorfreude meine Surfausrüstung in mein Auto und fuhr los. An den Plöner See. Dort hatte ich auf Flachwasser meine Freude: Speedsurfen mit ein paar body-drags (das Hinterteil bei schneller Fahrt mal ins Wasser halten, dass es spritzt) stillten meine Abenteuerlust. Wie ein Besessener frönte ich trotz Kälte (es waren ca. 5° Celsius) und einbrechender Dunkelheit diesem wunderschönen Sport. Trotz kälteschützendem Anzug und Handschuhen waren meine kleinen Finger vor Kälte taub geworden und am Ende war es ganz duster, so dass ich Schwierigkeiten bekam, mein noch dazu schwarzes Auto am Ufer auszumachen. Dies beides war mir jedoch Nebensache. Ich hatte einen schönen Surf-Ausflug. -
Das war's dann so etwa. 1990 nahm ich mein Studium an der FU Berlin auf, und nach kurzer, heftiger Krankheit lud mich meine Mutter 1992 noch zu einem Urlaub auf Gran Canaria ein, wo ich auch ein paar Male surfen konnte. Der Inhaber des Brettverleihs war der Vater von Björn Dunkerbeck, neben Robbie Naish seinerzeit einer der weltbesten Surfer. - Das war so etwas wie das Auskosten der letzten Glut eines erloschenen Streichholzes. Das Streichholz war ein edles: Ein umweltfreundlicher Sport, dem als Antrieb auf dem Wasser der Wind genügt. Dann musste ein neues Streichholz her: Die Philosophie und Geisteswissenschaft.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Sport

Als Sohn zweier - unter anderem - Sportlehrer habe ich ein hier zu beschreibendes Verhältnis zum Sport, welches sich, seit ich in Berlin bin (1988), gründlich geändert hat. In meiner Jugend waren da: Leistungsturnen, ein Versuch im Judo, Volleyball, Tischtennis und vor allem Tennis. Hier habe ich so einige Erfolge vorzuweisen: Clubmeister bei den Knaben als 14- und 15-Jähriger, Clubmeister bei den Herren im Doppel mit 17 und 18, und insbesondere einen Kreimeister-Titel im gemischten Doppel mit 17 mit einer ein Jahr jüngeren Partnerin. Wir waren ungesetzt und warfen in der ersten Runde das an eins gesetzte Mixed-Paar aus dem Turnier, um uns dann schließlich den Titel zu holen. Das war 1983. Später spielte ich dann in der ersten Herrenmannschaft von Bad Segeberg in der Bezirksliga, wo ich auch ca. ein Jahr das Amt des Mannschaftsführers innehatte. Als ich allerdings eine Spielstärke erreicht hatte, in der die Materialkosten (Kleidung, Schuhe, und insbesondere Bälle und Tennissaiten) in die Höhe schnellten, und es andererseits keine Verdienstmöglichkeiten durch diesen schönen Sport gab, begann ich an dem Sinn der Ausübung desselben zu zweifeln, und gab diesen folgerichtig nach meinem Umzug nach Berlin auf. -
Nicht zu vergessen auch der alpine Skisport: Seit ich denken kann, habe ich auf Skiern gestanden. Das war so in etwa in einem Alter von 6 Jahren. Nach dem Erlernen von Schneepflug und Stemmschwung kam der Parallelschwung, den ich später bis zur Perfektion brachte, bis die Kanten meiner Skier Male in den Skischuhen hinterließen. Auch im Tiefschnee frönte ich einer sportlichen Ästhetik, die teilweise auf Super - 8 - Filmen festgehalten ist. Den schönsten Skiurlaub meines Lebens im März 1987 in Südtirol habe ich ja hier schon anklingend beschrieben: Zu dieser Jahreszeit war noch genügend Schnee vorhanden, und die Sonne wärmte schon so gut, dass man auch einmal kurzärmlig die Pisten hinunter flanieren konnte. Hinzu kam eine mittelgroße Liäson mit der Tochter des Hauses, in dem ich zu Gast war. Man begrüßte mich bei meiner Ankunft mit einem Likör, und der Bann der Fremdheit war erst einmal gebrochen. Später hatten wir in der Küche beim Espresso sehr offene und authentische Gespräche über so Einiges, und in ihrer Freizeit pflügten wir gemeinsam den Tiefschnee abseits der offiziellen Pisten... - Man wird sich unschwer vorstellen können, dass ich in meinem Leben nie wieder einen so schönen Skiurlaub werde haben können, und das ist - neben der finanziellen Frage - der Grund, diesen Sport aufgegeben zu haben. Einmal noch war ich Skilaufen: 1993. Aber das war mehr ein »Wiederholungszwang«, ein vergebliches »Wieder-holen«, ein »nicht gelingendes Zurück«. Klaus Mann schrieb einst: »Sich erinnern ist immer von Nutzen; man kann es kaum jung genug tun!« In diesem Sinne viele Grüße an meine Leser, und die Geschichte mit dem (Wind- und geistigem) Surfen erzähle ich dann das nächste Mal. Versprochen.

Sonntag, 23. September 2007

Philosophie

Hier noch eine kleine Bemerkung zu dem Thema, wie ich zur Philosophie kam. 1987, als wehrdienstleistender Soldat, hatte ich einen Urlaub, den ich skifahrender Weise im schönen Südtirol verbrachte. Meine weise und fürsorgende Mutter steckte mir zwei Bücher ins Gepäck: Eines zum Feminismus und eines über Philosophie: Luciano de Crescenzo: »Neapel: Liebe und Freiheit«. In diesem schönen Buch geht es in unterhaltsamer Weise um Philosophie. Kurzum: Nach der Rückkehr in die Kaserne sonderte ich mich von den Kameraden ein wenig ab: Während sie im Pausenraum Kaffee tranken und Skat spielten, saß ich allein mit meinem Kaffee und Pausenbrot in der Sonne vor den Werkstatttoren und sinnierte über meine Zukunft: Alle sozialen Systeme wären langweilig, ich müsse entweder Schauspieler werden, Clochard, oder Philosophie studieren. Letzteres hab ich dann auch getan, jedenfalls im Nebenfach: Eben Philosophie studieren. Als Gegenmittel zur Verzweiflung und Langeweile. Eben so kam ich zur Philosophie.